Archiv für den Monat: April 2017

Medikamente im Alter

Je älter, desto mehr Medikamente

Menschen zwischen 60 und 64 Jahren nehmen durchschnittlich etwa 2 bis 3 Arzneimittel pro Tag ein. Ab 80 Jahren sind es im Mittel 4 bis 5. Die häufigsten Medikamente die im Alter eingenommen werden sind Medikamente gegen Herz-Kreislauferkrankungen, Medikamente gegen Diabetes und Schilddrüsenerkrankungen, Schmerzmittel aber auch Medikamente gegen Schlaflosigkeit oder Gedächtnisstörungen.

Das Alter beeinflusst Wirkungen und Nebenwirkungen

Medikamente wirken im Alter oft stärker. Deshalb ist es wichtig, die Dosierung individuell anzupassen.
Aber was ändert sich dann im Alter? Falten zeigen schon die Veränderung des Körpers was den Wasser- und Fettanteil angeht. So nimmt der Fettanteil im Alter auf bis zu 30 Prozent zu und der Wassergehalt nimmt bis zu 35 Prozent ab. Das sorgt dafür, dass Medikamente, die sich im Fettgewebe anreichern, im Alter länger wirken. Medikamente, die sich im Körperwasser verteilen können dann schnell zu hoch dosiert werden.
Ebenso verringert sich im Alter die Funktion der Nieren. Ab den 40 Lebensjahr nimmt die Funktion jährlich um etwa 1 Prozent ab. Wenn die Nierenleistung im Alter abnimmt, heißt dass, dass wasserlösliche Medikamente länger im Körper bleiben und nicht so schnell ausgeschieden werden können. Deshalb, muss im Alter die Dosis angepasst werden.
Das Nervensystem reagiert im Alter empfindlicher auf Medikamente, die am Nervensystem und am Gehirn ansetzen.
Blutdruckschwankungen können im Alter nicht so schnell kompensiert werden und führen deshalb schneller zu Schwindelprobleme und Stürzen.

Nutzen und Risiken von Medikamente im Alter

Medikamente sind im Alter häufig sehr wichtig. Sie können bei vielen Erkrankungen Linderung von Beschwerden verschaffen und sogar das Leben verlängern. Aber Medikamente haben auch Risiken, die vielen nicht immer bewusst sind.

Ein Problem kann die Mehrfachmedikation sein. Diese ist oft nötig, kann aber auch schädlich sein, wenn Medikamente sich untereinander nicht vertragen. Medikamente können sich gegenseitig in deren Wirkung bremsen oder sie verstärken, Nebenwirkungen können sich verstärken. Typische Nebenwirkungen können sein: Schwindel, Verwirrung, Trockener Mund, Schlafstörungen, Inkontinenz, Sturz.
Wenn Symptome plötzlich auftreten, lohnt es sich zu überlegen, ob die Probleme aufgetreten sind nach einer Umstellung der Medikamente. Nicht jeder der hinfällt hat ein gestörtes Gleichgewicht, oder nicht jede Schlafstörung hat mit dem Altern zu tun.
Ebenso wichtig ist es, frei verkäufliche Arzneimittel, nicht allzu häufig eigenmächtig einzunehmen. Auch Schmerz- oder Beruhigungsmittel, die sie sich ohne Rezept kaufen, können Nebenwirkungen von anderen Medikamente verstärken oder deren Wirkung beeinflussen.

Die Priscus-Liste

Die Priscus-Liste ist ein Katalog welche 83 Wirkstoffe umfasst, die im Alter problematisch sein könnten. Sie bietet ebenso Alternativen zu diesen Wirkstoffen. Der Name Priscus stammt vom Forschungsverbund Priscus (lateinisch für »altehrwürdig«), welcher sich beschäftigt mit der Gesundheit im Alter und gefördert wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung. Die Liste sei als Unterstützung für Ärzte und Apotheker gedacht, um diese für die vielfältigen Probleme bei der Arzneimitteltherapie älterer Menschen zu sensibilisieren.
Wer als Patient ein Priscus-Medikament einnimmt, sollte auf keinen Fall eigenständig absetzen, sondern darüber mit seinem Arzt sprechen. Eventuelle Nebenwirkungen verursacht durch ein Priscus-Medikament, können wieder verschwinden bei der Gabe von einem alternativen Wirkstoff. Es ist aber genauso gut möglich, dass sie ein Priscus-Medikament gut vertragen.
Die Priscus-Liste benennt die Medikamente nach ihren Wirkstoffen, nicht nach den Handelsnamen. Beide Angaben sind auf der Packung als auch auf den Beipackzettel zu finden.
Auf Ihre Aspirin-Packung, finden Sie ganz oben “ASPIRIN”. Das ist der Handelsname. Direkt darunter lesen Sie: “Tabletten mit 500 mg Acetylsalicylsäure”. Acetylsalicylsäure ist in diesem Fall der Wirkstoff.
Nur so Nebenbei: Acetylsalicylsäure steht nicht auf die Priscus-Liste.

Medikamente gegen Depression

Medikamente gegen Depression wirken direkt im Gehirn und beeinflussen die Wirkung bestimmter Botenstoffe. Die Medikamente sorgen zum Beispiel dafür, dass das “Glückshormon” Serotonin langsamer abgebaut werden. Es hebt sich die Stimmung, Betroffenen gehen häufiger unter Menschen. Es gibt aber viele Botenstoffen die an unserem Denken, Fühlen und unsere Motorik beteiligt sind. Problematisch ist, wenn ein Medikament nicht nur die Stimmung hebt, aber auch andere Hirnfunktionen beeinflusst, die nicht erwünscht sind.
Im Alter, reagieren die Nervenzellen teilweise empfindlicher auf Medikamente.
Gute Nachricht: es gibt Alternativen ohne Nebenwirkungen. Wenn Sie also ein Priscus-Medikament gegen Traurigkeit und Depression einnehmen, und Nebenwirkungen haben, sprechen Sie darüber mit ihrem Arzt und machen Sie ihm auf die Priscus-Liste aufmerksam.
Bei Depressionen ist auch hier bei der Selbstmedikation Vorsicht geboten. Auch das frei verkäufliche Johanniskraut, kann mit vielen Medikamenten in Wechselwirkung treten.
Einigen Beispiele von Wirkstoffe aus der Priscus-Liste sind Amitriptylin, Doxepin und Imipramin.

Neuroleptika

Diese Medikamente dienen auch bei Patienten mit psychischen Erkrankungen und werden eingesetzt bei Wahnvorstellungen, Schizophrenie und Erregungszuständen. Diese Medikamente greifen direkt an den Nervenzellen im Gehirn an und wirken “dämpfend”.
Nebenwirkungen können auch bei jungen Menschen sein: unkoordinierte Bewegungen, trockener Mund und Haut, Obstipation, Herzrasen und Blutdruckschwankungen. Bei älteren Menschen sind die Nebenwirkungen oft viel stärker.
Einigen Beispiele von Wirkstoffe aus der Priscus-Liste sind Thioridazin und Haloperidol.

Schlaf- und Beruhigungsmittel

Diese Medikamente sollten mit sehr viel Vorsicht eingenommen werden. Sie helfen bei Schlafstörungen, lindern Ängste, entspannen die Muskulatur und verringern Erregungszustände.
Diese Medikamente verstärken die Wirkung des GABA im Gehirn, einen Botenstoff welcher Gehirnfunktionen beeinflusst wie Konzentrationsfähigkeit, Aufmerksamkeit und unsere Sinneswahrnehmungen. Schlaf- und Beruhigungsmittel sind vor allem im Alter problematisch, weil diese das Gehirn ausbremsen. Es kommt häufiger zu Stürzen, weil das Reaktionsvermögen herabgesetzt ist. Ebenso verschlechtert sich die Gedächtnisfunktion, was eventuell dazu führen könnte, dass der ältere Patient eine schwere Demenz zugeschrieben wird, die ohne das Medikament nicht vorläge.
Außerdem führen die meisten Schlafmittel zur Abhängigkeit!
Einigen Beispiele für Medikamente aus der Priscus-Liste sind Diazepam, Bromazepam, oder Zolpidem.

Medikamente gegen Herzerkrankungen

Viele Medikamente für Menschen mit Herzerkrankungen sind sehr gut geeignet für den älteren Patienten. Die Standardkombination von zum Beispiel einen ACE-Hemmer, einen Betablocker und eine Wassertablette und ASS für die Hemmung der Blutgerinnung, sind sowohl für Jung und Alt gut geeignet.
Wenn aber Herzrhythmusstörungen dazu kommen, kann es sein, das Medikamente nicht gut vertragen werden da sie das biochemische Gleichgewicht in den Körperzellen ändern.
Nebenwirkungen können sein Schwindel, Unwohlsein, Schwäche, Benommenheit.
Beispiele von Wirkstoffe aus der Priscus-Liste sind das Digoxin, Chinidin oder Flecainid.

Medikamente bei Bluthochdruck

Die meisten Blutdruckmedikamente können bei älteren unproblematisch eingesetzt werden. Einige Medikamente, wie die Alpha-blocker, wirken nicht nur am Herzen und an den Blutgefäßen, sondern auch im Gehirn. Gehirnzellen bei alten Menschen sind empfindlicher als in jungen Jahren, sodass Nebenwirkungen auftreten können wie Kreislaufprobleme, Schwindel, Mundtrockenheit, Obstipation oder Traurigkeit.
Beispiele von Wirkstoffe aus der Priscus-Liste sind Doxazosin, Prazosin, Methyldopa oder Nifedipin.

Medikamente gegen Infektionen und Allergien

Die meisten Antibiotika können im Alter eingesetzt werden und sind oft die einzige Möglichkeit eine bakterielle Infektion zu bekämpfen. Eine Ausnahme gibt es bei den Wirkstoff Nitrofurantoin, wo bei langfristiger Gabe ein erhöhtes Risiko von Nieren-, Leber- und Lungenproblemen besteht.

Bei Allergien wird das Histamin blockiert. Hier tritt die Wirkung nicht nur an der Nase oder an der Haut ein, sondern auch im Gehirn, wo Histamin als Botenstoff eingesetzt wird. Es kann zu Mundtrockenheit, Obstipation oder Müdigkeit kommen. Teilweise besteht auch Zweifel an der Wirksamkeit von diesen Medikamenten beim älteren Menschen.
Wirkstoffe gegen Allergien aus der Priscus-Liste sind zum Beispiel Dimetinden oder Clemastin.

Medikamente gegen Schmerzen und Entzündung

Bei Schmerzen gibt es zwei Möglichkeiten der Medikamentöse Behandlung.
Es gibt Medikamente die den Schmerz direkt “vor Ort” blockieren wie das Ibuprofen, das Diclofenac und ASS. Diese “vor Ort”-wirkende Medikamente können zu Blutungen im Magen und Darm führen aber auch eventuell zu Blutdruckanstiegen und Ödeme. Vorsicht ist gegeben bei Wirkstoffe wie zum Beispiel das Indometacin, das Acemetacin oder das Ketoprofen. Das bekannte Ibuprofen, ASS und Diclofenac stehen nicht auf der Priscus-Liste.
Medikamente die wirken auf die Schmerzverarbeitung im zentralen Nervensystem sind die Opiate, die stärksten Schmerzmittel überhaupt. Sie sind schwierig zu dosieren und werden nur bei sehr starken Schmerzen eingesetzt. Hier kann eine zu hohe Dosierung unter anderem zu Benommenheit führen. Diese Medikamente sollten mit große Vorsicht eingesetzt werden. Pethidin steht als Wirkstoff auf der Priscus-Liste und sollte im Alter durch die großen Risiken nicht eingesetzt werden.

Die vollständige Priscus-Liste finden sie im Internet unter www.priscus.net.

Quellen:

Medikamente im Alter: Welche Wirkstoffe sind ungeeignet? Bundesministerium für Bildung und Forschung

http://www.pharmazeutische-zeitung.de/?id=34831

 

 

Wald Sauerklee

Den Wald-Sauerklee (Oxalis acetosella) auch Hasenklee, Himmelsbrot, Kuckucksklee oder Waldklee genannt, finden wir ab März in Laub- und Nadelwäldern. Er braucht nicht viel Licht und so zeigt er sich an schattigen Standorten.

Wald-Sauerklee (Oxalis acetosella) auch Hasenklee, Himmelsbrot, Kuckucksklee oder Waldklee

Oxalis acetosella

Bei schwachem Licht, breiten sich die Blätter aus und die Blüten offenbaren ihre purpurne Adern. Bei Dunkelheit oder zu viel Sonne, klappt der Wald-Sauerklee seine Blätter zusammen, die Blüten schließen sich und lassen die Köpfchen hängen.

Wie der Name sagt, schmeckt der Wald-Sauerklee zitronenartig sauer. Man kann den Klee für Salate, Suppen oder Smoothies verwenden oder als Dekoration benutzen. Er wirkt blutreinigend und enthält viel Vitamin C, warum er in der Volksheilkunde bei Skorbut eingesetzt wurde.
Zuviel sollte man davon aber nicht verwenden, da der Wald-Sauerklee viel Oxalsäure enthält und bei zu hohen Mengen Nierensteine gebildet werden können.

Die Oxalsäure verdankt ihren Namen nämlich dem Sauerklee (Oxalis acetosella), in dem sie zum ersten Mal entdeckt wurde. Weitere oxalsäurereiche Lebensmittel sind zum Beispiel der Spinat und Rhabarber. In Kombination mit Calcium, wird die Oxalsäure nicht resorbiert.

Quellen:

http://www.oxalsaeure.net/gesundheit/

Literatur:

Langwasser, Maria Dr.: Lexikon der Kräuter und Heilpflanzen: Wirkung- Anwendung- Rezepte
Wolfgang, Hensel: Welche Heilpflanze ist das?

Frühling! Der Bärlauch wächst.

Der Bärlauch wächst.

Bärlauch

Bärlauch (pixabay.com von Samara 38)

Der Bärlauch (Allium ursinum) wächst bei uns wieder im Garten. Ich freue mich sehr, denn Bärlauch schmeckt nicht nur lecker, es ist ein wunderbares Heilkraut. Wenn nicht im Garten angepflanzt, findet man den Bärlauch in schattigen Wäldern. Beim Sammeln aufpassen und die Blätter nicht verwechseln mit der hoch giftigen Herbstzeilose oder dem ebenso giftigen Maiglöckchen. Diese entwickeln aber im Gegensatz zum Bärlauch keinen typischen Knoblauchgeruch beim Zerreiben der Blätter. Beim Sammeln sollten sie sich 100% sicher sein. Eine sichere Variante ist, Bärlauch einfach im Garten zu pflanzen. Doch auch im Garten sollte man die Augen offen halten, nicht dass eine der giftigen Pflanzen sich wild vermehrt.
Bärlauch bekam seinen Namen daher, dass er damals aber auch noch jetzt, die erste Nahrung der Bären gewesen ist. Der Bärlauch wächst sehr früh im Jahr und gehört zu den ersten Pflanzen, die wir essen und genießen können.

Bärlauch zur Entgiftung und Blutdrucksenkung

Bärlauch wird zur Entgiftung eingesetz und gehört zu den wichtigsten Heilpflanzen zur Darmsanierung. Die schwefelaktiven Substanzen wie das Allicin sorgen für den typischen Knoblauchähnlichen Geruch und wirken stark antibakteriell und keimhemmend insbesondere auf Fäulnis und Gärung verursachenden Bakterien im Darm, ohne die “nützlichen” Bakterien zu zerstören. Gerne wird er nach einer Behandlung mit Antibiotika eingesetzt oder auch bei einer Candida-Besiedlung.
Außerdem reinigt Bärlauch das Blut und wirkt ausgleichend auf den Blutdruck. Eine Studie von Prof. Dr. Kiesewetter an der Universität Homburg/Saar, konnte nachweisen, dass sich die Strömungsgeschindigkeit der roten Blutkörperchen bei einer Einnahme von 1g Bärlauch pro Tag um 32% erhöht wird. Die Folge ist, dass Organe besser mit Sauerstoff versorgt werden und einen besseren Abtransport von Stoffwechselabfallprodukte. Die schwefelaktiven Substanzen sind im Bärlauch in eine 4-fach höheren Konzentration als in Knoblauch vorhanden.

Bärlauch in der Küche

Bärlauch kann man wie Schnittlauch frisch auf einem Butterbrot genießen oder in Salate und Suppen geben. Der Bärlauch passt auch wunderbar zu Schafskäse mit etwas gutem Öl. Ansonsten schmeckt Bärlauch-Pesto sehr gut zu Nudeln. Dazu frische Bärlauchblätter mit Kräutersalz, Olivenöl und Nüssen vermischen.

Bärlauchschnapps für den Blutdruck – ein Rezept von Eva Aschenbrenner

Ende November werden ein paar Bärlauchzwiebeln ausgegraben, gewaschen und klein geschnitten. Anschließend eine weiße, durchsichtige Glasflasche ein Drittel damit füllen und die Flasche mit klarem Schnaps auffüllen. Nun sechs Wochen lang an einem Ort stellen wo es warm und sonnig ist. Fertig ist der Schnaps.
Bei hohem Blutdruck nun zweimal täglich 12 Tropfen mit Wasser verdünnt einnehmen.

Quellen:

Eva Aschenbrenner – Die Kräuterapotheke Gottes
Ursel Bühring – Praxis-Lehrbuch Heilpflanzenkunde
Eva Maria Dreyer – Wildkräuter und ihre giftigen Doppelgänger